Zur politischen Geographie Kaschmirs




Kaschmir (Kashmir) besteht "aus den beiden Landschaften Jammu und Kashmir im Nordwesthimalaya sowie aus den zugehörigen Gebieten Ladakh, Baltistan und Gilgit. Es war 1848-1947 ein selbständiges, 222.236 km² großes Fürstentum." (Fischer Weltalmanach 2000, S. 347 f.)

[Pressebericht] Die heutigen Probleme begannen, als 1947 bei der Auflösung von Britisch-Indien die daneben bestehenden Fürstentümer (denen die Briten in der Kolonialzeit ihre Selbständigkeit mit gewissen Einschränkungen der Hoheitsrechte gelassen hatten) in die neuen Republiken auf dem Subkontinent integriert werden sollten: entweder in das mehrheitlich hinduistische Indien oder das islamische Pakistan. Der Maharadscha des überwiegend moslemischen Jammu & Kashmir (Sir Hari Singh, 1925-52), selbst ein Hindu, schloss sich jedoch zunächst weder Pakistan noch Indien an.

Doch dies löste innere Unruhen aus. Aus Pakistan drangen islamische Stammeskrieger nach Kaschmir ein. Als der Maharadscha daraufhin die Hilfe Indiens suchte und sich zu einem vorläufigen Beitritt zur Indischen Union entschloss, kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan, das den Anschluss des mehrheitlich moslemischen Kaschmirs an Indien als illegal betrachtete.

1949 wurde die Region an einer Waffenstillstandslinie (Line of Control) vorläufig geteilt. Jammu und das Hochtal von Kaschmir sowie Ladakh wurden der Verwaltung Indiens unterstellt. Baltistan und Gilgit (einschließlich Hunza), die sich schon 1947 unter pakistanische Obhut gestellt hatten, sowie ein Teil von Kaschmir wurden der Verwaltung Pakistans unterstellt.

Zur endgültigen Klärung der Lage einigte man sich auf eine Volksabstimmung. Über eine vorherige Demilitarisierung konnte jedoch keine Einigung erzielt werden, so dass es bis heute nicht zu einem Plebiszit gekommen ist.

1957 wurde das gesamte Gebiet - gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrates - von Indien unter dem Namen Jammu & Kashmir formal eingegliedert. Faktisch aber blieb die Region geteilt und wurde wiederholt zum Gegenstand kriegerischer Auseinandersetzungen mit Pakistan.

1959/60 besetzte China im Zusammenhang mit dem Bau einer strategisch wichtigen Straße einen Teil von Ladakh (das Aksai Chin-Plateau). Einen Streifen in Baltistan (am K2 oder Mount Godwin-Austen, dem zweithöchsten Berg der Erde) hält China nach einem Arrangement mit Pakistan ebenfalls besetzt.

Zur Durchführung einer Volksabstimmung, wie dies von den Vereinten Nationen bis heute gefordert wird, ist Indien bislang nicht bereit. Nach indischer Auffassung sind die heute von China und Pakistan kontrollierten Gebiete illegal okkupiert.

Pakistan hat die von ihm kontrollierten Teile der Kaschmir-Region in Azad-Kashmir (= Freies Kaschmir) und Northern Areas (also Gilgit und Baltistan ohne das China überlassene Gebiet) untergliedert. Indien nennt wie gesagt die gesamte Region Jammu &  Kashmir, kontrolliert davon aber weniger als die Hälfte.



Die Kaschmir-Problematik führt auch zu kleineren rechnerischen Widersprüchen in statistischen Angaben über Indien, die sich wie folgt klären lassen.

Ganz Indien hat nach den Ergebnissen der Volkszählung 2001 eine Einwohnerzahl von 1.027,015 Mio. und eine Bevölkerungsdichte von 324 Einw. je km², der Bundesstaat Jammu & Kashmir 10,070 Mio. Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 99 Einw. je km².

Es wird aber ausdrücklich angemerkt, dass die Bevölkerung und Fläche der vom Ausland kontrollierten Gebiete dabei nicht berücksichtigt wurde: "For working out the density of India and Jammu & Kashmir the entire area and population of those areas of Jammu & Kashmir which are under illegal occupation of Pakistan and China have not been taken into account."

Die Fläche von Jammu & Kashmir wird (an anderer Stelle) mit 101.387 Quadratkilometern angeben, die Gesamtfläche Indiens mit 3.166.414 Quadratkilometern.

Auch dazu wird angemerkt, dass die vom Ausland kontrollierten Landesteile nicht darin enthalten sind. Die Größe dieser Gebiete wird wie folgt angegeben: "The area figures exclude 78,114 sq km under the illegal occupation of Pakistan, 5,180 sq km illegally handed over by Pakistan to China and 37,555 sq km under the illegal occupation of China in Ladakh district." (Die von Pakistan und China kontrollierten Gebiete der Kaschmir-Region betragen demnach zusammen 120.849 Quadratkilometer. Das ist etwas mehr als Gebiet der ehemaligen DDR. Der von Pakistan besetzte Teil davon ist etwas größer als Bayern.)

Rechnet man alle Teile der Region Indien zu, ergeben sich für den Bundesstaat Jammu & Kashmir 222.236 km² und für Indien insgesamt 3.278.263 km². Diese in internationalen Statistiken übliche Flächenangabe für Indien findet sich auch in der Tabelle Länder der Erde.

In der Flächenanabe für Pakistan (796.095 km²) sind die von ihm verwalteten Teile der Kaschmir-Region nicht enthalten.


Kartenmaterial:

Weitere Informationen:

  • UNMOGIP (United Nations Military Observer Group in India and Pakistan)


Online-Quellen bzw. Berechnungsgrundlagen:

  • Census of India (www.censusindia.net)
    > 2001 Census Results - Index > Populationwähle: Population Density / State

  • Census of India (www.censusindia.net)
    > Census Data > Census Data Online > Main Menu > General Data > Table 1: Area, ...


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