Entwicklung des BIP Deutschlands ab 1970 in konstanten Preisen (von 1995)
in Diagrammen
- erstellt nach Angaben des Stat. Bundesamtes und des Arbeitskreises Volkswirtschaftl. Gesamtrechnungen der Länder -
(Berechnungsstand: Februar 2005)




Das erste Diagramm zeigt das Wirtschaftswachstum (reale BIP-Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) ab 1971 im früheren Bundesgebiet (mit West-Berlin) und ab 1992 im wieder vereinigten Deutschland (Wiedervereinigung am 3.10.1990 - Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion bereits ab 1.7.1990).

- Die zugehörigen Zahlenwerte finden Sie auf einer anderen Seite in Tabellen. -


 
 
 
 
 
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Da ein gesamtdeutsches BIP erstmals für das Jahr 1991 errechnet wurde, können die Angaben zum gesamtdeutschen Wirtschaftswachstum (BIP-Anstieg) erst mit dem Jahr 1992 beginnen. Für den vorangegangenen Zeitraum liegen nur die Wachstumsraten des früheren Bundesgebiets vor.

Im Jahr der Wiedervereinigung (1990) verzeichnete das frühere Bundesgebiet mit einem BIP-Anstieg von 5,7 % das stärkste Wachstum innerhalb des dargestellten Gesamtzeitraums (vgl. Tabellen). Darauf folgten 5,1 % im Jahr 1991 (Abschlussjahr der Zeitreihe für das frühere Bundesgebiet).

Das Statistische Bundesamt hat die Entwicklung von (Ende) 1970 bis (Ende) 2001 in einer Pressemitteilung vom 18.07.2002 wie folgt zusammengefasst: "Das Wirtschaftswachstum im früheren Bundesgebiet sowie seit 1991 in Deutschland hat sich - gemessen an der Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in Preisen von 1995 - seit 1970 kontinuierlich abgeschwächt. Betrug die durchschnittliche jährliche Veränderung von 1970 bis 1980 noch 2,8 %, so lag sie von 1980 bis 1991 bei 2,6 % und von 1991 bis 2001 bei 1,5 %".

Das Diagramm verdeutlicht, dass hinter diesen Durchschnittswerten erhebliche jährliche Schwankungen stehen. Die unterschiedliche Entwicklung in West- und Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung wird dabei jedoch nicht sichtbar. 1992 verzeichneten die westlichen Bundesländer ein Wirtschaftswachstum von 1,7 %, die östlichen Länder einschl. ganz Berlin 6,2 %. 1993 ging das BIP im Westen um 2,6 % zurück, das Wachstum im Osten erreichte jedoch mit 8,7 % seinen Höhepunkt (siehe dazu Tabellen mit Angaben für Gesamtdeutschland und West- und Ostdeutschland). Für ganz Deutschland ergab sich 1993 ein Rückgang um 1,1 %.

Häufig werden die ersten Angaben später leicht revidiert. So wurde beispielsweise das Wachstum des Jahres 2001 zunächst mit 0,6 % angeben. Nach dem Berechnungsstand vom August 2003 hatte die Wachstumsrate 2001 jedoch 0,8 % betragen.


Man sollte jedoch nicht nur auf das konjunkturelle Auf und Ab der prozentualen Wachstumswerte schauen. Es folgen daher weitere Diagramme zur Entwicklung des Gesamt-BIP und des BIP je Einwohner, die einen Eindruck von den absoluten Veränderungen geben:



Reales Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 2004
(Veränderung des BIP in konstanten Preisen von 1995) - ab 1991 mit den neuen Ländern und Ost-Berlin
Wiedervereinigung: 3. Oktober 1990

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In Prozenten war das Wirtschaftswachstum 2004 mit 1,6 % zwar viel geringer als 1971 in der alten BRD mit 3,3 %. In absoluten Zahlen aber war der Anstieg sogar noch etwas höher. 2004 betrug der BIP-Zuwachs 30,9 Milliarden Euro (in konstanten Preisen von 1995) gegenüber 27,9 Mrd. im Jahre 1971. Ein realer Zuwachs von 30,9 Mrd. Euro hätte im Jahr 1971 noch ein Wachstum von 3,4 % bedeutet. Man sollte daher die heutigen Wachstumsraten nicht ohne Berücksichtigung des gestiegenen Ausgangsniveaus bewerten.

Solche Langzeitvergleiche werden allerdings durch den zwischenzeitlichen DDR-Beitritt beeinträchtigt, der ja ebenfalls zur Steigerung des Wirtschaftsvolumens beigetragen hat. Der beitrittsbedingte Zuwachs hielt sich jedoch in Grenzen. Für das Jahr 1991 zeigt das Diagramm sowohl das gesamtdeutsche BIP als auch (letztmalig) das BIP des frühereren Bundesgebiets (mit West-Berlin). Wie man sieht, war die aus dem Anschluss der DDR resultierende BIP-Vergrößerung relativ gering (etwa 10 %). Wesentlich größer war jedenfalls der Bevölkerungszuwachs (ungefähr 25 %), was zu einem entsprechenden Absinken des gesamtdeutschen Pro-Kopf-BIP (ein wichtiger Indkator, auch für internationale Vergleiche) führen musste.


Nach der Wiedervereinung ging das BIP je Einwohner im Gesamtdurchschnitt zunächst deutlich zurück, ist aber inzwischen - wie das nächste Diagramm zeigt - schon auf einem etwas höheren Stand als in der alten BRD, bzw. dem früheren Bundesgebiet von 1990:

Entwicklung des Pro-Kopf-BIP in der Bundesrepublik Deutschland 1970 bis 2004
(in konstanten Preisen von 1995) - ab 1991 mit den neuen Ländern und Ost-Berlin

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Für 1991 (das erste Kalenderjahr nach der Wiedervereinigung) zeigt das Diagramm außer dem gesamtdeutschen Pro-Kopf-BIP letztmalig das höhere Pro-Kopf-BIP des früheren Bundesgebiets (mit West-Berlin). Auch dieses Niveau (rund 24.300 Euro pro Einwohner) wurde im Jahr 2004 vom gesamtdeutschen Durchschnittswert (24.438 Euro) überholt.

Bei allen Klagen über die Wirtschaftslage und trotz anhaltend hoher Arbeitslosigkeit ist also das heutige BIP je Einwohner so hoch wie nie zuvor und liegt um etwa 65 % über dem Pro-Kopf-BIP der Bundesrepublik von 1970 (rd. 14.800 Euro).

Und dies obwohl die Einwohnerzahl seit Ende 1970 durch die Wiedervereinigung und eine starke Zuwanderung aus dem Ausland um rund 35 % (21½ Millionen Menschen) gestiegen ist.


Beim Pro-Kopf-BIP besteht allerdings immer noch ein großer Unterschied zwischen dem Westen und dem Osten, und auch vom gesamtdeutschen Durchschnitt ist Ostdeutschland noch weit entfernt.

Entwicklung des Pro-Kopf-BIP in West-, Gesamt- und Ost-Deutschland 1991 bis 2004
(in konstanten Preisen von 1995)

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Trotz der unbefriedigenden wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands ist dort das Pro-Kopf-BIP nach der Wiedervereinigung permanent gestiegen - zunächst sehr stark (1993 um 9,2 %), später wesentlich schwächer. Auch in den Jahren 2001 und 2003 ist das dortige Pro-Kopf-BIP noch leicht angestiegen, obwohl das ostdeutsche Gesamt-BIP leicht zurückging. Dieser eigenartige Effekt ist ganz einfach darauf zurückzuführen, dass in diesen Jahren die ostdeutsche Bevölkerung noch stärker zurückgegangen ist als das Wirtschaftsergebnis.


Die den obigen Diagrammen zugrunde liegenden Zahlenwerte finden Sie wie gesagt in zwei Tabellen, mit Angaben für Gesamtdeutschland und ab 1991 auch für West- und Ostdeutschland mit Quellenangaben.

Noch ein Vergleich, der zu denken geben sollte: Auch wenn das ostdeutsche Pro-Kopf-BIP 2004 mit 17.507 Euro in konstanten Preisen von 1995 erheblich niedriger ist das westdeutsche (26.219), so ist es doch schon deutlich höher als das der alten BRD von 1970 (rd. 14.800).

Am realen Pro-Kopf-BIP gemessen war also die BRD Anfang der 70er Jahre, obwohl sie damals im internationalen Vergleich sicherlich glänzend dastand, "wirtschaftsschwächer" als das heutige Ostdeutschland - und dennoch weit entfernt von dessen Beschäftigungsmisere und der ebenfalls hohen Arbeitslosigkeit im heutigen Westdeutschland.

Wie Deutschland heute im internationalen Vergleich dasteht, lässt sich am Pro-Kopf-BIP nach Kaufkraftparität berurteilen. Auf einer anderen Seite finden Sie das relative Pro-Kopf-BIP 2002 der EU-Staaten und der seinerzeitigen Kandidaten für den Beitritt im Jahr 2004, berechnet nach Angaben von Weltbank, Eurostat und OECD.

Danach liegt Ostdeutschland zwar weit unter dem EU-Durchschnitt, aber Westdeutschland übertrifft den Durchschnittswert der 15 (alten) Mitgliedstaaten - je nach Berechnungsgrundlage - um 7 bis 12 Prozent.

Zu bedenken ist dabei (wie das EU-Statistikamt Eurostat einmal formuliert hat): "Das BIP und damit auch das BIP pro Kopf sind Indikatoren für die Produktionstätigkeit in einem Land oder einer Region und sind deshalb zur Messung und zum Vergleich des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes von Ländern bzw. Regionen geeignet. Dabei ist zu beachten, daß das BIP nicht mit dem Einkommen übereinstimmt, das den in einem Land oder einer Region lebenden privaten Haushalten letztlich zur Verfügung steht."

Ein beachtlicher Teil des deutschen BIP geht übrigens in Form von Waren ins Ausland - ungeachtet des weit verbreiteten Wehklagens über eine angeblich mangelhafte internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zahlen zum Rekord-Exportüberschuss 2004 enthält eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 10. Februar 2005.




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