Bevölkerungsdichte von Indien, Pakistan und BangladeschIm Folgenden soll ein Überblick über die bedeutendsten Bevölkerungskonzentrationen auf dem indischen Subkontinent gegeben werden. Mit dem Ende der Kolonialzeit und der Auflösung von Britisch-Indien entstanden dort 1947 das heutige, überwiegend hinduistische Indien und das islamische Pakistan, dem (als weit abgelegener Ost-Teil) bis 1971 auch Bangladesch angehörte. Die nebenstehende Karte zeigt Indien und die angrenzenden Länder, darunter
Bangladesch und den größten Teil von Pakistan.
Zunächst zu Pakistan. (Für die regionalen Bevölkerungszahlen muss dabei auf etwas ältere Daten zurückgegriffen werden.) Pakistan ist in vier Provinzen und den Hauptstadtdistrikt Islamabad geliedert. Hinzu kommen noch unter Bundesverwaltung stehende Stammesgebiete (Tribal Areas) an der afghanischen Grenze. Nach einer Zählung von 1998 hatte Pakistan eine Bevölkerung von 130.578 Mio. Einwohnern. Auf einer Fläche von 796.095 Quadratkilometern ergibt das eine Bevölkerungsdichte von 164 Einwohnern je Quadratkilometer. Der Durchschnittswert wird jedoch von der dünn bevölkerten Provinz Balochistan gedrückt. Im Osten, an der Grenze zu Indien ist die Bevölkerungsdichte bedeutend höher. Die beiden größten Provinzen (Punjab und Sindh), noch ergänzt durch den Distrikt von Islamabad, weisen eine größere und dichtere Bevölkerung auf als Deutschland, das etwa die gleiche Fläche besitzt:
Vergl. Karte (Perry-Castañeda Library Map Collection) mit den pakistanischen Provinzen. Die Karte enthält den Hinweis: "Azad Kashmir and the Northern Areas are administered by Pakistan but do not have provincial status." Damit sind die von Pakistan kontrollierten und von Indien beanspruchten Teile der Kaschmir-Region gemeint, die in der Tabelle nicht enthalten sind. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (World Population Prospects, 2002 Revision) betrug die Bevölkerung ganz Pakistans Mitte 2000 142,654 Mio. und Mitte 2001 146,277 Mio. Nun zu Indien. "Kinder statt Inder" lautete ein umstrittener Slogan aus dem Wahlkampf 2000 in Nordrhein-Westfalen - eine Anspielung auf die von Wirtschaft und Politik mit der so genannten Greencard umworbenen ausländischen IT-Spezialisten, insbesondere auch Inder. Fast zeitgleich erschienen die folgenden Pressenotizen; die zweite bezieht sich auf das von den Statistikern für den 11. Mai 2000 vorausberechnete Erreichen der demographischen Milliardenmarke in Indien.
Folgender absurd wirkende Vergleich sollte zu denken geben: 20.000 angeblich oder tatsächlich in Deutschland benötigte Greencardspezialisten, die man bis Mitte 2003 anvisiert hat (nicht allein Inder) entsprechen dem indischen Bevölkerungswachstum von gerade mal elf Stunden oder der Anzahl Neugeborener in sieben Stunden - gewiss nicht nur künftige Computerexperten, sondern auch viele, die vielleicht nie eine Schule von innen sehen werden. Ob wir Inder beschäftigen oder nicht - Indien wird uns noch viel beschäftigen. Beschäftigen wir uns daher schon mal mit Indien. Kein anderer der großen Flächenstaaten der Erde (nach Flächengröße liegt Indien an siebter Stelle) hat im Gesamtdurchschnitt eine annähernd so hohe Bevölkerungsdichte. Eine Gegenüberstellung mit der Europäischen Union mit ihren zumeist sehr bevölkerungsreichen Industrieländern (nach UN-Schätzungen aus den World Population Prospects, 2002 Revision) macht das deutlich.
In den Angaben zur Bevölkerung und Fläche Indiens sind die umstrittenen Teile der Kaschmir-Region nicht enthalten, was allerdings an den Gesamtzahlen auch wenig ändern würde. Indien gliedert sich in 28 Bundesstaaten (3 davon sind erst im Jahr 2000 durch eine Neugliederung entstanden) und 7 Bundesterritorien (Unionsterritorien). Einen Überblick gibt eine (anklickbare) Karte des Office of the Registrar General, von dem auch die folgende Gliederung Indiens in sechs große Regionen übernommen wurde.
Die 35 Bundesstaaten und -territorien sind wie folgt regional zugeordnet:
Kurz zu der bereits erwähnten Neugliederung im Jahr 2000. Aus einem Teil von Uttar Pradesh (vormals 294.411 km²) entstand Uttaranchal mit 53.483 km². Uttar Pradesh wurde dadurch auf 240.928 km² verkleinert. - Aus Madhya Pradesh (früher 443.446 km²) wurde Chhatisgarh mit einer Fläche von 135.191 km² ausgegliedert. Das neue Madhya Pradesh hat nun (berechnet nach den Angaben für die einzelnen Distrikte) eine Fläche von 308.245 km². - Aus einem Teil von Bihar (ehemals 173.877 km²) entstand Jharkhand mit 79.714 km². Das verkleinerte Bihar hat nun eine Fläche von 94.163 km². Im Folgenden soll noch kurz auf die besonders dicht bevölkerten Teile Indiens eingegangen werden. In einem Bericht (Web-Edition) mit Ergebnissen der Volkszählung vom 1. März 2001 bringt das Office of the Registrar General seine Besorgnis über die wachsende Bevölkerungsdichte zum Ausdruck: "High increase in the density of population is a matter of great concern as it puts immense pressure on our natural resources. Also it may adversely affect the quality of life." Indien ist an der Südspitze, in den Staaten Kerala und Tamil Nadu (nahe Sri Lanka, wie die Insel Ceylon heute heißt), vor allem aber im Norden besonders dicht bevölkert. Ausgehend von der Grenze zur pakistanischen Provinz Punjab, lässt sich ein geeignetes Vergleichsgebiet abstecken, bestehend aus dem indischen Bundesstaat Punjab (der 1966 eigens für die Sikhs geschaffen wurde), dem Bundesstaat Haryana, ferner der gemeinsamen Hauptstadt der beiden genannten Bundesstaaten: Chandigarh (welche zugleich ein Unionsterritorium bildet), dann dem Unionsterritorium von Delhi mit der Bundeshauptstadt Neu-Delhi und schließlich dem Bundesstaat Uttar Pradesh in der Gangesebene:
Die Bevölkerungsdichte in diesem Teil Indiens ist noch etwas höher, als wenn in Deutschland - so absurd das klingt - neben der einheimischen Bevölkerung noch sämtliche Einwohner Russlands lebten (Einwohner der Russ. Föderation Ende 2000: 144,8 Mio. bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung). Weiter den Ganges hinab schließt sich der Bundesstaat Bihar an. Es folgt West Bengal, dessen Hauptstadt Kalkutta (neuere Schreibweise: Kolkata) einst die Verwaltungsmetropole von ganz Britisch-Indien war. West Bengal grenzt an das unabhängige Bangladesch (bis 1971 Ost-Pakistan). Bangladesch, West-Bengal und Bihar Unter den großen Staaten der Welt ist Bangladesch mit Abstand der am dichtesten bevölkerte. Sein Name bedeutet "Land der Bengalen" und deutet damit schon auf die ethnische Verwandtschaft und historische Verbindung mit dem indischen Bundesstaat West Bengal hin. Zusammen bilden sie die Landschaft um das Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra am Golf von Bengalen. Auch der heutige Bundesstaat Bihar gehörte in der Vergangenheit zu Bengalen. Aus diesen drei Einheiten wird im Folgenden ein grenzüberschreitendes Vergleichsgebiet von der Größe Deutschlands gebildet, das sich unmittelbar an Uttar Pradesh und damit an das vorige Vergleichsgebiet anschließt.
Die Angaben für Bangladesch wurden von einer Webseite des Bangladesh Bureau of Statistics übernommen (s. Quellenhinweise unten). Die UN geben eine etwas kleinere Landesfläche von 143.998 km² an, was zu einer noch etwas höheren Bevölkerungsdichte führt. Die Vereinten Nationen gehen in der 2002 Revision der World Population Prospects auch von einer um mehrere Millionen höheren Einwohnerzahl aus: Mitte 2000 bereits 137,952 Mio. und Mitte 2001 140,880 Millionen. (Die nicht unerhebliche Abweichung dieser Schätzungen von den neueren Volkszählungsergebnissen erscheint allerdings in Anbetracht des starken Bevölkerungswachstums weniger gravierend.) Auch nach den niedrigeren Volkszählungsergebnissen für Bangladesch beläuft sich die Bevölkerung in dem Vergleichsgebiet (Bangladesch, West Bengal und Bihar), das etwas kleiner ist als Deutschland, im Jahr 2001 auf eine Zahl von näherungsweise 300 Millionen Menschen und ist damit ungefähr so groß wie die Bevölkerung von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Polen zusammengenommen (rund 297 Millionen in 2001 nach UN WPP, 2002 Rev.)! Diese unglaubliche Bevölkerungsgröße und -dichte bildet das Ausgangsniveau für weiteres starkes Wachstum. Wenn man einmal unterstellt, dass West Bengal und Bihar im gleichen Maße wachsen werden, wie die Vereinten Nationen es für ganz Indien erwarten, so ist (von 2001 bis 2050) für beide Bundesstaaten zusammen ein Zuwachs von 79 Millionen zu erwarten. Für Bangladesch wird mit einem Zuwachs von 114 Millionen gerechnet (nach der mittleren Rechnungsvariante der UN in den World Population Prospects, the 2002 Revision, wo allerdings wie gesagt noch von einem über dem Volkszählungsergebnis liegenden Bevölkerungsstand ausgegangen wurde). Die Gesamtbevölkerung in den drei Einheiten würde nach dieser überschlägigen Rechnung zwischen 2001 und 2050 noch um annähernd 200 Millionen Menschen zunehmen. Das entspricht etwa zwei Dritteln der heutigen Bevölkerung der USA. Zur Mitte des Jahrhunderts würden dann auf einer etwas kleineren Fläche als Deutschland ungefähr eine halbe Milliarde Menschen leben - und das Wachstum wäre dann immer noch nicht zum Stillstand gekommen. Allein in Bangladesch lebten dann im Jahre 2050 rund 255 Millionen Menschen, nicht viel weniger als heute in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien zusammen. Das gesamte Staatsgebiet entspricht aber nur etwa 40 % der Fläche Deutschlands. Obendrein ist das ganze Land in höchstem Maße überflutungsgefährdet. Siehe auch Flood Forecasting and Warning Centre in Dhaka. Von einer großen Überschwemmung im Jahre 1998 waren rund zwei Drittel des Landes betroffen, Fast 1.500 Menschen kamen ums Leben. Man muss sich vor allem klarmachen, in welch kurzen historischen Zeiträumen sich die Lage bis heute zugespitzt hat und weiter zuspitzen wird. Siehe auch Übersichtstabelle mit der Bevölkerungsentwicklung von Bangladesch bis zum Jahre 2050 und einem Diagramm (Größenvergleich mit Deutschland). Die landesweite Bevölkerungsdichte würde im Jahre 2050 über 1.700 Einwohner je Quadratkilometer betragen. Das entspricht etwa der heutigen Dichte einer mittleren deutschen Großstadt. Die Befürchtung, dass es unter solchen geographischen und demographischen Bedingungen in Verbindung mit verbreiteter Armut unter Umständen einmal zu großen Abwanderungsbewegungen (doch wohin?) kommen könnte, lässt sich - auch wenn die UN in ihrer Modellrechnung von relativ geringen Emigrationszahlen ausgegangen sind - kaum von der Hand weisen. Deshalb ein Vergleich mit den Dimensionen der europäischen Massenauswanderung im 19. und 20. Jahrhundert, die u. a. auf die damalige Bevölkerungsvermehrung infolge gesunkener Sterberaten zurückzuführen ist (s. Kuls/Kemper, Bevölkerungsgeographie, Stuttgart und Leipzig 2000, S. 208 ff.). Zwischen 1820 und 1940 sind aus ganz Europa etwa 55 bis 60 Millionen Menschen nach Übersee ausgewandert, die meisten in die USA. - Das ist eine gewaltige Zahl, aber ebenso groß ist der von den UN vorausberechnete Bevölkerungszuwachs allein von Bangladesch in den nächsten 20 Jahren. Von 2000 bis 2020 gerechnet, soll die Bevölkerung von Bangladesch nach den UN-Berechnungen von rund 138 Mio. auf rund 195 Mio. zunehmen, also um 57 Mio., nachdem die Zunahme in den zwei Jahrzehnten davor bereits 53 Mio. betragen hatte (ausgehend von einem Bevölkerungsstand von 85 Mio. im Jahre 1980). Vgl. aber auch Angaben der Weltbank und des U.S. Census Bureau, IDB (International Data Base), die offenbar näher am jüngsten Volkszählungsergebnis liegen und auch für 2020 bzw. 2015 zu niedrigeren Einwohnerzahlen kommen: Quellenvergleich. Allerdings ergeben auch die Zahlen aus der IDB (Update 10.10.2002) für den Zeitraum 2000 bis 2020 keinen geringeren Zuwachs, sondern sogar mehr als 59 Millionen (nach einem Wachstum von über 42 Mio. zwischen 1980 und 2000). Und für das Jahr 2050 ist danach sogar ein Bevölkerungsstand von fast 280 Mio. zu erwarten, also noch deutlich mehr als nach der o. a. Projektion der UN (rund 255 Millionen). Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Ganges (Padma) und Brahmaputra (Jamuna) hinunter. Online-Quellen bzw. Berechnungsgrundlagen:
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